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Inflation in der EU: Neue Zölle als Gefahr für die deutsche Wirtschaft

April 13, 2025

Neue EU-Zölle könnten deutsche Exportwirtschaft um 20% schwächen. Automobilindustrie besonders betroffen (-4%). EZB warnt vor BIP-Rückgang von 0,3%. Eurozone-Wachstumsprognose für 2025 auf 0,6% gesenkt.

Wir stehen vor einer beispiellosen wirtschaftlichen Herausforderung: Die EU-Inflation und unsere Wirtschaft könnten durch neue Handelsspannungen stark erschüttert werden. Besonders alarmierend ist die Prognose, dass die deutsche Exportwirtschaft einen Rückgang von bis zu 20% verkraften muss, wobei die Automobilindustrie mit einem Minus von bis zu 4% besonders betroffen sein wird.

Tatsächlich sehen wir uns mit ernsten Konsequenzen konfrontiert. Die Europäische Zentralbank warnt, dass das BIP der EU in den nächsten zwei Jahren um 0,3 Prozentpunkte sinken könnte. Obwohl die EU im Jahr 2023 noch einen Handelsüberschuss von 48 Milliarden Euro mit den USA verzeichnete, zeigen aktuelle Simulationen, dass die europäische Wirtschaft innerhalb des ersten Jahres nach Einführung der Zölle um durchschnittlich 0,4% schrumpfen könnte. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass das Wirtschaftswachstum der Eurozone für 2025 bereits auf 0,6% nach unten korrigiert wurde.

Trump verhängt neue Zölle und erschüttert die EU-Wirtschaft

Die jüngste Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und Europa löst Schockwellen durch die globalen Märkte aus. US-Präsident Donald Trump hat Zölle in Höhe von 20 Prozent auf Einfuhren aus der Europäischen Union verhängt, wobei besonders die deutsche Automobilindustrie durch zusätzliche 25 Prozent auf importierte Fahrzeuge getroffen wird.

Diese protektionistischen Maßnahmen haben bereits dramatische Auswirkungen auf die Börsen gezeigt. Der DAX erlebte einen Einbruch um bis zu 10,4 Prozent, während die Börse in Hongkong sogar um fast 13 Prozent fiel – der größte Kurssturz seit der asiatischen Finanzkrise 1997.

Für Deutschland als Exportnation sind diese Handelsbarrieren besonders bedrohlich. Die USA sind Deutschlands wichtigster Handelspartner und größter Abnehmer deutscher Exporte. Allein 2024 wurden Waren im Wert von gut 161 Milliarden Euro in die USA geliefert, was etwa 10 Prozent aller deutschen Exporte entspricht. Infolgedessen prognostiziert das IW Köln, dass sich der wirtschaftliche Schaden in der vierjährigen Amtszeit Trumps auf rund 200 Milliarden Euro summieren könnte.

Nach intensiven Verhandlungen verkündete jedoch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine vorläufige Entspannung: „Wir haben die Ankündigung von Präsident Trump zur Kenntnis genommen. Wir wollen den Verhandlungen eine Chance geben". Beide Seiten haben vereinbart, ihre jeweiligen Zollmaßnahmen für 90 Tage auszusetzen. Während dieser Zeit gilt für die EU ein reduzierter Zollsatz von zehn Prozent.

Die Europäische Union bleibt dennoch wachsam. „Die Vorbereitungsarbeiten für weitere Gegenmaßnahmen gehen weiter. Wie ich bereits gesagt habe, bleiben alle Optionen auf dem Tisch", betonte von der Leyen. Sollten die Verhandlungen scheitern, plant die EU weitreichende Gegenzölle zwischen 10 und 25 Prozent auf US-Produkte sowie möglicherweise Abgaben auf digitale Dienstleistungen amerikanischer Unternehmen.

Deutsche Wirtschaft kämpft mit Wachstumseinbruch

Die deutsche Wirtschaftsleistung zeigt besorgniserregende Anzeichen einer anhaltenden Schwächephase. Tatsächlich ist die Wirtschaft im Jahr 2023 um 0,4 Prozent geschrumpft, während für 2024 ein weiterer Rückgang um 0,1 bis 0,3 Prozent prognostiziert wird. Damit erlebt Deutschland das zweite Jahr in Folge mit negativem Wirtschaftswachstum.

Besonders alarmierend sind die Berechnungen der Bundesbank, wonach die Wirtschaftsleistung bis 2027 um fast 1,5 Prozentpunkte niedriger ausfallen könnte als bisher prognostiziert, falls die Zolldrohungen umgesetzt werden und Handelspartner Vergeltungszölle erheben. Diese Aussichten erschüttern eine Wirtschaft, die in hohem Maße exportorientiert ist – annähernd jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland hängt vom Export ab.

Die Auswirkungen der Zölle treffen die deutsche Wirtschaft nicht gleichmäßig. Nach Berechnungen von Wirtschaftsexperten könnten die für Deutschland angekündigten Zölle die Wirtschaftsleistung um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte verringern. Insbesondere die Exportunternehmen der Automobilbranche und des Maschinenbaus trifft es härter als andere Sektoren. Zudem sind regionale Unterschiede erkennbar – Unternehmen in Bremen und Baden-Württemberg sind aufgrund ihrer starken Exportorientierung in die USA besonders gefährdet.

Die schwache Auslandsnachfrage drückt bereits jetzt die deutschen Exporte. Gleichzeitig belasten Reallohnverluste den privaten Konsum. Die Bauinvestitionen sinken aufgrund hoher Kosten und Zinsen weiter massiv – nach einem prognostizierten Rückgang um 5,4 Prozent im Jahr 2024 werden sie 2025 voraussichtlich um weitere 1,3 Prozent fallen.

Angesichts dieser Entwicklungen erwartet die Europäische Zentralbank eine zunehmend fragile Situation am Arbeitsmarkt. Obwohl die Erwerbstätigkeit 2024 noch leicht um 0,3 Prozent und 2025 um 0,1 Prozent zulegen dürfte, warnen Experten, dass ein weiterer negativer ökonomischer Schock eine deutliche Verschlechterung der Lage auslösen könnte.

Europäische Zentralbank steht vor schwieriger Zinsentscheidung

Die Europäische Zentralbank (EZB) befindet sich in einer prekären Lage bei ihrer bevorstehenden Zinsentscheidung am kommenden Donnerstag. Selten ist der EZB ein Zinsentscheid so schwergefallen wie der anstehende, da die Finanzmärkte fest von einer weiteren Zinssenkung ausgehen, während Äußerungen von Ratsmitgliedern darauf hindeuten, dass die Entscheidung noch keineswegs gefallen ist. Die Unsicherheit über die Effekte des Zollkonflikts zwischen den USA und beinahe dem Rest der Welt verkompliziert die geldpolitische Steuerung erheblich.

EZB-Ratsmitglied Klaas Knot warnt vor langfristig gravierenden Folgen: "Im Laufe der Zeit müssen wir uns mit der Tatsache abfinden, dass ein Handelskrieg einen negativen Angebotsschock darstellt. Es ist ein stagflationärer Schock". Ein Kenner der Materie gab zudem an, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der US-Zölle auf die Eurozone über einem Prozentpunkt liegen könnten, was das gesamte Wirtschaftswachstum zunichtemachen würde, da für 2025 nur ein Wachstum von etwa 0,9% erwartet wird.

Gleichzeitig prognostiziert die EZB, dass sich die HVPI-Gesamtinflation im Laufe des Jahres 2025 leicht abschwächen wird, bevor sie sinkt und sich ab dem ersten Quartal 2026 um das Inflationsziel von 2,0% bewegen dürfte. Allerdings könnte die expansivere Fiskalpolitik für Militärausgaben – und im Falle Deutschlands auch für Infrastruktur – die Verbraucherpreise im Euroraum zusätzlich beeinflussen.

Die Schweiz zeigt bereits erste Anzeichen einer geldpolitischen Neuausrichtung – dort sind die kurzfristigen Zinsen erstmals seit langem wieder negativ geworden. EZB-Direktorin Isabel Schnabel äußerte sich hingegen zurückhaltender: "Wenn überhaupt, nähern wir uns dem Punkt, an dem wir mit unseren Zinssenkungen womöglich pausieren oder sie stoppen müssen".

EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte im Europäischen Parlament, dass die größeren Spannungen im Welthandel die Inflationsaussichten im Euro-Raum unsicherer machen. Nach Gesprächen mit den Finanzministern der Eurozone in Warschau versicherte sie jedoch, die Europäische Zentralbank beobachte die Situation und sei jederzeit bereit, ihre verfügbaren Instrumente einzusetzen.

Vor diesem komplexen Hintergrund bleibt offen, ob die EZB eine weitere Zinssenkung beschließt oder vorerst eine Zinspause einlegt. Bundesbankpräsident Joachim Nagel betonte zudem: "Zinspolitik auf der Basis von Konjunktiven wäre ein Fehler". Die endgültige Entscheidung wird nicht nur für die europäische Wirtschaft, sondern auch für die globale Finanzstabilität von enormer Bedeutung sein.

Schlussfolgerung

Angesichts der aktuellen Entwicklungen steht die deutsche Wirtschaft vor bedeutenden Herausforderungen. Die neuen US-Zölle bedrohen nicht nur unseren Exportsektor, sondern gefährden auch die wirtschaftliche Stabilität der gesamten Eurozone. Besonders besorgniserregend erscheint dabei die Tatsache, dass die prognostizierte Schrumpfung der Wirtschaftsleistung um 0,4% zusammen mit den anhaltenden Handelsspannungen eine längerfristige Schwächephase einleiten könnte.

Die vorläufige Aussetzung der Zollmaßnahmen für 90 Tage bietet zwar eine Atempause, dennoch bleibt die grundlegende Problematik bestehen. Die EZB steht währenddessen vor der schwierigen Aufgabe, zwischen Inflationsbekämpfung und Wirtschaftsstabilisierung abzuwägen. Allerdings zeigen die jüngsten Verhandlungen zwischen der EU und den USA, dass diplomatische Lösungen möglich sind.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands und der EU. Während die Automobilindustrie und der Maschinenbau bereits spürbare Einbußen verzeichnen, deuten die Prognosen der Bundesbank darauf hin, dass sich die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen bis 2027 erstrecken könnten. Letztendlich wird der Erfolg der laufenden Verhandlungen maßgeblich darüber entscheiden, ob sich die deutsche Wirtschaft zeitnah erholen kann oder eine längere Durststrecke bevorsteht.